Vorsitz: Dr. Linda Brunotte |
Mitglieder: Dr. Jens Bohne, Hannover Dr. Sabine Dudek, Tübingen Prof. Dr. Hans-Dieter Klenk, Marburg Prof. Dr. Stephan Ludwig, Münster Prof. Dr. Klaus Osterrieder, Berlin Prof. Dr. Martin Schwemmle, Freiburg Prof. Dr. Thomas Vahlenkamp, Leipzig Prof. Dr. Angelika Vallbracht, Bremen Prof. Dr. Thorsten Wolff, Berlin |
DURC Kommission der GfV „Forschung mit Dual-Use Potential in der Virologie“
Die Experimente von Fouchier und Kawaoka zur Veränderung der Übertragbarkeit von hochpathogenen Influenzaviren haben weltweit ein großes Echo hervorgerufen. Insbesondere im Fachgebiet Virologie ist daraufhin eine facettenreiche Debatte über Sicherheitsaspekte in der Forschung („Dual Use Research of Concern – DURC“) entbrannt. In der Infektionsbiologie steht der Begriff DURC für Forschung an bestimmten humanpathogenen Krankheitserregern welche potentiell die Gefahr birgt, dass die Forschungsergebnisse auch für die Entwicklung von Biowaffen oder für bioterroristische Zwecke missbraucht werden könnten. DURC geht meistens mit einem Versuchsaufbau einher, bei dem biologische Eigenschaften eines Erregers verändert werden („gain-of-function“). Es werden also experimentell z.B. die Vermehrungsfähigkeit, die Übertragbarkeit oder das Wirtsspektrum kritischer Erreger verändert. Diese Veränderungen könnten dann unter anderem zu einer erhöhten Pathogenität oder zu einem veränderten Wirtstropismus eines Erregers führen. DURC betrifft jedoch nicht nur die Infektionsforschung sondern auch viele andere Bereiche in Forschung und Entwicklung.
Zurzeit wird diskutiert, welche Aktivitäten notwendig sind, um den Nutzen und das Risiko solcher Forschung besser einschätzen zu können. Weiterhin stellt sich die Frage, ob und wie aktuelle Sicherheitsstandards an neue Anforderungen angepasst werden müssen, ohne dass Forschungsarbeiten grundsätzlich durch überhöhte Sicherheitsmaßnahmen gehemmt werden. Auch die Politik ist in dieser Debatte bereits aktiv geworden und neue Richtlinien zur Regulierung von sicherheitsrelevanter Forschung werden derzeit diskutiert. Um diesen Gedankenaustausch fachlich zu begleiten, ist die Beteiligung der Wissenschaftsgemeinschaft besonders wichtig. Aus diesem Grund hat die Gesellschaft für Virologie eine Kommission zur Begleitung von Forschung mit Dual-Use-Potential in der Virologie gebildet.
Ziele und Arbeitsprogramm dieser Kommission sind:
- Die virologische Wissenschaftsgemeinschaft über neue Entwicklungen und Regulierungen sowie Meetings und Tagungen in Deutschland, Europa und den USA zu diesem Thema auf dem aktuellen Stand zu halten.
- Die Interessenvertretung der GfV-Mitglieder bei der Umsetzung von Ethikrichtlinien und möglicher Regulierung von virologischer Forschung mit Dual-Use-Potential, z.B. durch das Vorbereiten von Stellungnahmen.
- Ansprechpartner zu sein für Forscher, die Öffentlichkeit und andere Gremien der wissenschaftlichen Gemeinschaft, wie z.B. die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
- Fachexpertise für die Beurteilung von Forschungsprojekten mit Dual-Use-Potential, z. B. im Rahmen von Ad-hoc-Arbeitsgruppen nach dem Konzept der DFG und Leopoldina Akademie zur Verfügung zu stellen
- Sensibilisierung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Fachgebiet Virologie über Freiheiten und Verantwortung in der Wissenschaft
Die Ziele der Kommission wurden von den Kommissions-Mitgliedern definiert. Vorstand und Beirat der GfV haben diesen Zielen zugestimmt.